Gustav und die Dialoge

20151013 Stafen 4.Geb 040

Gustav Ernst, mein ehemaliger Schreiblehrer, greift in „Zur unmöglichen Aussicht“ wieder gekonnt zur Dialogform.

Der Ich-Erzähler sitzt regelmäßig im Kaffeehaus und wird wegen seiner Aktentasche von einem Mann namens Kagraner angesprochen. Die beiden Herren in mittleren Jahren trinken von da an regelmäßig, über Jahre hinweg, miteinander Kaffee und unterhalten sich. Die Rollen des Gesprächs sind klar verteilt: der Kagraner erzählt und der andere hört zu. Der muss natürlich auch zu Wort kommen, tut das nachträglich in Form von Tagebuchenträgen.

Ein immer wiederkehrendes Thema ist das Eheleben des Kagraners, aber auch das Leben seiner Freunde. Der Roman lebt von skurrilen Alltagsbetrachtungen, die sehr liebevoll ausgewälzt werden. Spürbar sind auch die Freude an der Sprache und Liebe zum gesprochenen Wort. Die Dialoge gelingen wunderbar.

Was mir gefehlt hat, ist ein starker, wirklich durch alle Geschichten gehender Plot. Am Schluss versucht Gustav noch ein Pointe unterzubringen, da ist es aber schon zu spät.

Das Buch ist angenehm zu lesen, am besten im Kaffeehaus. Es lässt einen schmunzeln, ist dann aber leider auch bald wieder vergessen.